PR REPORT
PR REPORT Jubiläumsausgabe (60 Jahre PR REPORT – 5/2025)
Resonanz | zu "Wofür noch Agenturen?" (PR REPORT 3/2025)
Sprache ist keine Mathematik – Übersetzungen im Zeitalter Künstlicher Intelligenz
Die Serie im PR Report zum Thema „Wofür brauchen Sie im KI-Zeitalter noch Agenturen?“ verfolge ich mit großem Interesse. Als Inhaberin eines Sprach- und Übersetzungsdienstleisters mit über 20 Jahren Berufserfahrung sind mir insbesondere die Beiträge von Christiane Ribeiro und Nina Schwab-Hautzinger in Erinnerung geblieben. Beide nennen Übersetzungen als Beispiel für Aufgaben, die künftig nicht mehr an Agenturen vergeben werden müssten – mit Verweis auf die Leistungsfähigkeit generativer KI.
Diese Sicht scheint für Laien zunächst einmal nachvollziehbar, machen Unternehmen ja sogar Werbung für ihre neueste Smartphone-Generation mit Verweis auf die bestehenden Übersetzungsfähigkeiten. Während dies im Alltag zweifellos eine große Hilfe darstellt, ist im professionellen Umfeld Vorsicht geboten.
Geht es zum Beispiel um Marketingbotschaften, die eine bestimmte Zielgruppe effizient erreichen sollen oder trägt das Unternehmen Verantwortung dafür, dass Geräte und Maschinen auf Grundlage der mitgelieferten Anleitung sicher bedient werden können, oder ist sicherzustellen, dass Vertragsinhalte in einer fremdsprachlichen Version korrekt wiedergegeben werden, dann sollte man sich nicht auf ein System verlassen, das den Inhalt des Textes gar nicht erfassen kann und Wörter ausschließlich nach statistischen Regeln sortiert.
Was die KI bei Übersetzungen tut, entspricht einer Person, die bei einem Multiple-Choice-Test einfach die Antworten wählt, die die meisten gewählt haben, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, was gefragt wurde.
Wenig überraschend, dass mein Berufsalltag zeigt, dass der weit verbreitete Glaube, KI könne Menschen bei der Arbeit mit Texten – sei es das Verfassen, die Redaktion oder auch das Übersetzen – ersetzen, zu qualitativ erschreckenden Ergebnissen führt. Nicht nur, dass die Ergebnisse bisweilen komisch bis lächerlich sind, sie bergen für Unternehmen oft auch große finanzielle Risiken.
Aspekte des Datenschutzes völlig außer Acht gelassen, haben maschinelle Übersetzungen eben sehr große Schwächen bei der korrekten Übertragung von Inhalten in eine andere Sprache. Das geht bis hin zum Halluzinieren, bei dem Aspekte ergänzt werden, die im Ausgangstext gar nicht zu finden sind, im Zieltext aber erscheinen, weil sie im Kontext häufig vorkommen und die KI sie daher selbständig ergänzt.
Sprache ist eben keine Mathematik. Sprache ist sehr individuell, emotional, tiefgründig, mitunter hintersinnig, ironisch, spielerisch und pointiert. Sie berücksichtigt die konkrete Situation, den Kontext sowie den Sender und den Empfänger der Botschaft. Sprache ist ein sehr bewusst eingesetztes Mittel der Kommunikation und etwas zutiefst Menschliches.
Anna Venzl
Alpha Communication


